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Der Sperrriemen

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Beitrag von Gast Sa März 29, 2014 9:29 am

Der Sperrriemen

Ich höre oft die landläufigen "Argumente" für die Benutzung des Sperrriemens (Kinnriemen) wie "Mein Pferd streckt sonst die Zunge raus" oder "Das Pferd sträubt sich sonst gegen die Trense" ] Die Fakten, die GEGEN den Einsatz des Sperrriemens sprechen, sind folgende, dazu kurz etwas zur Historie:
Der Erfinder des Englischen Kombinationshalfters hatte ursprünglich eine wirklich gute Idee. Die Schlaufe, die vorne am Nasenband angebracht ist, wurde komplett anderes verwandt als heute. Es wurde der Riemen jeweils links und rechts durch das Gebiss, und zwar von innen nach außen, verschnallt. So konnte der Zug auf das Gebiss beschränkt werden und der Druck auf den Nasenrücken weiter gegeben werden.
Zudem fand der Sperrriemen Verwendung, die aus den Bedürfnissen des Militärs heraus entwickelt und angepasst wurden. Um bei Stürzen zu verhindern, dass sich die Pferde, durch weit geöffnete Mäuler, den Unterkiefer brachen, wurde ihnen der Unterkiefer mittels Sperrriemen zugeschnürt. Dadurch verringerten sich die Kieferbrüche der damaligen Pferde um 80%.
Wahrscheinlich seit den späten 70igern kommt dem Sperrriemen nun eine sehr unglückliche, zweckentfremdete Aufgabe zu, nämlich dem Pferd das Leben schwer zu machen.
Was der Sperrriemen aber sehr deutlich einschränkt und zum Teil auch stark behindert, ist das Abschlucken des Speichels. Wenn nämlich sein Maul zugeschnürt wird, kann das Pferd nicht mehr durch das leichte Öffnen des Mauls den Druck des Trensengebisses auf den Gaumen abmildern. An der Stelle, an der das Trensengebiss gegen den Gaumen drückt, sitzen aber Nervenrezeptoren, die den Schluckreflex unterbinden und den Deckel des Kehlkopfes blockieren. Dadurch entsteht das Einspeicheln des Pferdes, was also in erster Linie ein Zeichen dafür ist, dass das Pferd seinen Speichel nicht abschluckt, aber noch lange kein Hinweis darauf, dass das Pferd korrekt "durch das Genick" geht.

Das kann jeder an sich selbst ausprobieren: Wenn man mit einem Löffel an den Gaumen drückt, dann kann man seinen Speichel nicht mehr abschlucken und es entsteht zudem ein Würgereiz.

Neben vielen anderen Funktionen bildet der Speichel einen natürlichen Schutz der Magenschleimhäute des Pferdes. Wir wissen heute, dass etwa die Hälfte aller Pferde im Freizeitsport und sogar 80% der Pferde im Leistungs- und Hochleistungssport unter Magenproblemen leiden. Denn der Speichel erfüllt neben dem rein mechanischen Abtransport des bereits im Maul zerkauten Nahrungsbreis aus der Maulhöhle in den Magen noch eine Reihe weiterer ganz wichtiger Funktionen. Im Speichel befinden sich wichtige Mineralien, vor allem Natriumbikarbonat, das als chemischer "Puffer" eine Übersäuerung des Magens verhindert. Fehlt nun dieser Speichel als Säurepuffer, kommt es schnell zu einer Übersäuerung des Magens. Ist die Magenschleimhaut zum Beispiel durch Stress an manchen Stellen dünner als normalerweise, führt eine Übersäuerung des Mageninhaltes an diesen Stellen zu einem Magengeschwür, da die Magensäure - übrigens fast reine Salzsäure - an diesen Stellen die "Schutzhülle" der Magenwände einfach wegfrisst. Dieses Problem ist NICHT zu unterschätzen, da eine Erkrankung des Magens das Pferd sehr unrittig machen kann, weil es durch Anspannung der Muskulatur immer wieder versucht, den schmerzenden Magen ruhig zu stellen, damit die Magensäure nicht so viel herumschwappt. [...]

Der nächste Punkt gegen den Einsatz des Sperrriemens ist die eingeschränkte Freiheit des Kiefergelenks. Man hat festgestellt, dass, wenn das Kiefergelenk nicht richtig arbeitet bzw. festgeklemmt oder festgehalten wird, die Muskulatur des Kiefers Bewegungsstöße des Körpers, z.B. beim Laufen, nicht mehr abfedern kann. Wenn wir also einen Dauerlauf mit zusammengebissenen Zähnen laufen würden, dann würden wir uns derart die Wirbel der Wirbelsäule prellen, dass wir am Abend nicht mehr wüssten, wie wir uns überhaupt bewegen sollen. Die Pferde müssen das tagaus, tagein erleiden, und die Praxis des Sperrriemens kann Gelenkschäden bis hinunter zu den Fesselgelenken zur Folge haben. Man sagt daher: Das Kiefergelenk ist der erste Halswirbel. [...] Neben der Sicherstellung der Funktionsfähigkeit der Wirbelsäule ist die Kieferfreiheit zudem ganz wichtig für die Speichelproduktion, die vor allem durch die Ohrspeicheldrüse gesteuert wird.
Ein festgezogener Sperrriemen verhindert die Kieferfreiheit und das Pferd kann nicht mehr kauen.
Das ist aber eine Grundvoraussetzung, um Speichel zu produzieren und abfließen zu lassen.
Dem Pferd steht keine ausreichende Menge an Speichel zur Verfügung und der vorhandene Speichel kann nicht abgeschluckt werden. Und das gerade in der stressigsten Zeit, im Training.
Da brauchen die Pferde ihren Speichel nämlich am nötigsten.
Zudem verläuft genau an dem Punkt, wo der Sperrriemen sitzt, die Austrittsstelle (For. Mentale) eines empfindlichen Nervs, dem Nervus mentales, der für die Haut, Muskulatur, Schleimhaut der Unterlippe, sowie für das Kinn zuständig ist.
Um es auf den Punkt zu bringen, formuliere ich das Problem des Sperrriemens folgendermaßen: Ich würde mir wünschen, dass die verschwendete Energie, die die Pferde aufbringen (müssen), um sich gegen den Sperrriemen zu wehren, als freie zusätzliche Energie für das zur Verfügung steht, was die Pferde leisten können. Wenn man die für den Kampf gegen den Sperrriemen eingesetzte Konzentration im Training zusätzlich zur Verfügung hätte, um sie für das Lernverhalten des Pferdes einzusetzen, dann wäre jeder, der von dieser Energie und Konzentration Gebrauch macht, gleich um Klassen besser, als derjenige Standard, den man sich mühsam gegen den Sperrriemen erkämpft hat.
www.pferde-ausbildung.de

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Beitrag von schwarzerpaul So Okt 11, 2015 11:14 am

Hallo,

ich bin auch der Meinung dass der Sperriemen ein vollig unnötiges und für das Pferd sehr unbequemes Reitutensil ist. Meine Erfahrung mit dem Sperriemen sind durchweg negativ. Ich habe einen 6 jährigen Haflingerwallach der mit Sperrimen ausgebildet wurde geritten und habe mich gewundert, dass der brave Kerl massiv mit dem Kopf schlägt wenn man eine Weile unterwegs ist. Er wurde mit einem einfach gebrochenem Olivenkopfgebiss geritten.Daraufhin hatte ich unterwegs den Sperriemen entfernt, doch es wurde nicht wesentlich besser. Viele Versuche des Kopfschlagen zu unterbinden verliefen ergebnislos. Das Pferd war fast nicht mehr zu reiten, und selbst mit Liverpool Kandarre an der Kutsche schlug er massiv mit dem Kopf. Das wurde dann noch mit Aufstampfen der Vorderbeine unterstützt. Ich startete einen letzten Versuch mit einer doppelt gebrochenen Wassertrense und entfernte beim Reiten auch den Nasenriemen. Nur mit dem Gebiss in den Backenstücken unterwegs verbesserte sich allmählich die Situation und das Pferd entspannte sich immer mehr. Von Mal zu Mal wurde es immer besser und der Wallach entspannte sich immer mehr, so dass das Reiten wieder Spaß machte. Auch an der Kutsche wurde das Pferd immer gelöster, und das Kopfschlagen hörte gänzlich auf.
Ein weiteres Beispiel gab mir auch ein Haflinger von einem befreundeten Züchter. Als 5 jähriger Wallach sollte er von einer jungen Dame angeritten werden. Sie schnürte dem armen Kerl derart das Maul zu dass dieser sich fast nicht mehr bewegen konnte. Als ich das sah, erzählte ich von meinen Erfahrungen mit dem Sperriemen, doch die junge Dame wußte es besser, und meinte der Wallach müsse sich daran gewöhnen. Mittlerweile, ist es unmöglich geworden dass das  Pferd überhaupt ein Gebiss annimmt. Er schlägt massiv mit dem Kopf und von Reiten kann gar keine Rede mehr sein. Ein Pferdezahnarzt wurde hinzugerufen, und das Bearbeiten der Zähne führte auch nicht zum gewünschten Erfolg. Der hübsche Kerl ist mittlerweile 6 Jahre alt und immer noch roh.
Ich habe mein Paulchen jetzt 3,5 jährig ganz fein mit einer doppelt gebrochenen Wassertrense angeritten. Er ist sehr brav, und ein Sprriemen kennt er nicht.
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Beitrag von Gast Mo Okt 12, 2015 9:59 am

Danke für diese schöne Erklärung Yvonne. Ich halte ja sowieso nichts davon Reaktionen des Pferdes durch solche Hilfsmittel zu unterbinden, vom wissenschaftlichen Aspekt mal ganz abgesehen. Ich möchte ja sehen wenn mein Pferd sich gegen das Gebiss wehrt, bzw. das Maul öffnet, denn er Fehler liegt in dem Fall bei mir und anders kann ich mich ja gar nicht korrigieren. Ich habe bei Freizeitreitern auch oft das Gefühl, dass die gar nicht wissen, was Sperr- und Nasenriemen eigentlich am Kopf des Pferdes tun, sondern die Riemen einfach drauf machen, weil man das eben so macht... Neutral

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Beitrag von Womba Mo Okt 12, 2015 11:06 am

Ich finde den Sperrriemen super!!!

-> Der, der an unserer Trense war gibt einen super Maria-Hilfszügel ab! Smile

Ich habe irgendwo einen guten Artikel gelesen, wos unter anderem darum ging, welchen Zweck der ursprünglich hatte - nämlich zu verhindern, dass sich das Pferd den Kiefer bricht, wenn ein Soldat vom Pferd geschossen wird und den Zügel nicht rechtzeitig loslässt. Dafür war der Sperrriemen aber durch den Trensenring verschnallt.
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Der Sperrriemen Empty Re: Der Sperrriemen

Beitrag von Gast Mo Okt 12, 2015 12:12 pm

Womba schrieb:Ich finde den Sperrriemen super!!!

-> Der, der an unserer Trense war gibt einen super Maria-Hilfszügel ab! Smile


stimmt in dieser Verwendung habe ich ihn auch schon oft benutzt. Wink

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